News
Une compilation d'articles internationaux sur les développements actuels dans le domaine de la recherche de provenance.
2025-10-24
SRF Kultur
Kehrt die Bührle-Stiftung Zürich bald den Rücken?
Die Bührle-Stiftung hat ihren Stiftungszweck angepasst, damit muss die Sammlung nicht mehr zwingend in Zürich ausgestellt werden. Das sind die Folgen des Entscheids.
Worum geht’s? Die Bührle-Stiftung, zu der die kontrovers diskutierte Bührle-Sammlung im Kunsthaus Zürich gehört, hat im Handelsregister ihren Stiftungsauftrag geändert: Bis jetzt hat es dort geheissen: Zweck der Stiftung sei es, die Bilder der Sammlung als Ganzes der Stadt Zürich zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Neu fehlt der Hinweis «der Stadt Zürich». Gemäss ihrem Zweck ist die Stiftung nun nicht mehr an die Limmatstadt gebunden und könnte ihre Bilder auch woanders zugänglich machen. Die «NZZ» berichtete am Donnerstag als erste über die kleine, aber möglicherweise folgenreiche Änderung.
Kommt dieser Schritt überraschend? Es gab in der Vergangenheit immer mal wieder Drohungen, die Bührle-Sammlung könnte Zürich perspektivisch verlassen. Diese wurden meist nicht besonders ernst genommen. Dass jetzt der Stiftungszweck angepasst wurde und damit – zumindest theoretisch – der Grundstein für die Abwanderung der Sammlung gelegt wurde, kommt aber dennoch unerwartet.
Wie erklärt sich der Stiftungsrat? In einer kurzen Stellungnahme schreibt der Stiftungsrat auf Anfrage, dass die Änderung «schon länger diskutiert und verabschiedet» worden sei. «Die Bereinigung stellt keinen Entscheid über die weitere Zukunft der Sammlung dar», heisst es. «Stiftungsratsmitglied Victor Schmid hat zudem versichert, dass dieser Schritt nichts mit der Diskussion um die Herkunft der Bilder zu tun habe», erklärt SRF-Regionalredaktor Christoph Brunner.

2025-10-20
Monopol
Waldmüller-Gemälde wird versteigert - Biedermeier mit NS-Hintergrund
Ferdinand Georg Waldmüller war einer der Lieblingsmaler von Adolf Hitler. Sein Gemälde "Hansl's erste Ausfahrt" sollte im "Führermuseum" in Linz hängen und wurde erst im Sommer restituiert. Nun wird es in Wien versteigert. Ist das problematisch?
Der gescheiterte österreichische Landschaftsmaler und deutsche "Führer" Adolf Hitler hatte an dem Biedermeier-Maler Ferdinand Georg Waldmüller (1793-1865) einen Narren gefressen. Für ein geplantes, aber – Gott und Alliierten sei's gedankt – nie fertig gestelltes "Führermuseum" in Linz ließ er neben vielen tausend Hauptwerken der europäischen Kunstgeschichte auch bis zu 60 Gemälde des österreichischen Genremalers Waldmüller von Kunsthändlern und Beauftragten "einsammeln".
Das nun am 22. Oktober im Auktionshaus Dorotheum in Wien zur Versteigerung kommende Gemälde "Hansl's erste Ausfahrt" von 1858, inklusive des volkstümlichen "Deppenapostroph" im Titel, wurde erst im Juli 2025 an die Erben der letzten rechtmäßigen Besitzerin restituiert. Der Fall ist auf der Seite der Bundeskunstverwaltung in seiner zeittypischen Gewundenheit gut dokumentiert. Aber auch auf der Rückseite des historischen Rahmens hinterließ die Geschichte in Form diverser Kreideinschriften, Etiketten und Inventarnummern seine Spuren.
Die letzte rechtmäßige Besitzerin des Gemäldes war die österreichische Unternehmerin Grete Klein, die das Bild vermutlich 1918 von ihrem Vater erbte. 1937 lieh sie es für eine Waldmüller-Ausstellung in Salzburg aus. Damit war das Ziel des Verkaufs verbunden, doch es gab kein zufriedenstellendes Angebot.

2025-09-24
BR24 Kultur
NS-Raubkunst: Ist die neue Schiedsgerichtsbarkeit die Lösung?
Im Dezember werden 36 Juristen, Historiker und Kunstwissenschaftler ihre Arbeit als Teil des neuen Schiedsgerichtes zu NS-Raubkunst aufnehmen. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer verspricht damit mehr Bewegung im Falle der "Aufarbeitung historischen Unrechts". Für den Zentralrats-Präsidenten der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ist das ein entscheidender Markstein. Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) sieht darin eine neue Ära bei der Rückgabe von Kulturgut.
Das neue Schiedsgericht wird die bisherige Beratende Kommission ablösen und soll die rechtliche Stellung der Nachfahren von Beraubten verbessern, also von Erben jüdischer Kunstsammler, die während der NS-Zeit ihre Kunstwerke aus dem Land schaffen oder unter Zwang verkaufen mussten. Die Beratende Kommission konnte zu diesen Fällen und Anklagen bisher lediglich Empfehlungen aussprechen. Die Entscheidungen des Schiedsgerichtes werden dagegen fortan rechtsbindend sein.
Das Gremium setzt sich aus teils bekannten Namen zusammen, wie zum Beispiel der Provenienzforscherin Sophie Lillie oder dem deutsch-israelischen Soziologen Natan Sznaider. Auch der Historiker und stellvertretende Direktor des Münchner Instituts für Zeitgeschichte, Magnus Brechtken, wird Teil des Schiedsgerichtes sein.

2025-09-11
Artnet News
Nazi-Looted Paintings Discovered at Ohio Auction House
The Monuments Men and Women Foundation has found a pair of Nazi-looted artworks from the collection of Jewish couple Adolphe Schloss (1842–1910) and Lucie Haas Schloss (1858–1938) that has been lost for over 80 years. The foundation is a nonprofit that works to recover the hundreds of thousands of artworks seized during World War II. Founder Robert Edsel got a tip last week that two floral paintings that might be missing works by Dutch floral still life painter Ambrosius Bosschaert (1573–1621) were listed for sale at the Apple Tree Auction Center in Newark, Ohio.
Immediately, Edsel booked a flight to investigate. He was quickly convinced that the paintings were among the 333 paintings once owned by Schloss, a German-French art collector whose holdings included many works by Dutch and Flemish Old Masters. If the identification is confirmed, the art will be restituted to the family’s heirs.
The two works are among the lost art listed in the databases of the Jewish Digital Cultural Recovery Project Foundation, both under the title Fleurs (Flowers in English and Blumenstück in German). The black and white photographs of the lost works closely match the paintings for sale in Ohio.

2025-09-09
TAZ
Provenienzforschung in Passau: Eine Stadt sucht Naziräuber
Ein Haufen Kisten liegt jetzt mitten in der Passauer Innenstadt herum. Normalerweise dienen solche Behälter zum Transport von Kunstwerken. In diesem Fall allerdings ist ihre Aufgabe eine andere: Sie sollen Aufmerksamkeit erzeugen, sagt die Kunsthistorikerin Anke Gröner. Aufmerksamkeit für zwei Plakate, die dort zu sehen sind. „Wer ist der Künstler?“, heißt es unter einem abgebildeten Ölgemälde, das Diana mit ihren Gefährtinnen zeigt, möglicherweise ein französisches Bild aus dem 18. Jahrhundert. „Kennen Sie diesen Mann?“, lautet die Frage zu einem anderen Bild, auf dem ein Soldat mit Mütze zu sehen ist.
Die Fragen sind ernst gemeint. Die ganze Stadt Passau ist aufgefordert, die Rätsel dieser Bilder zu knacken. Ziel ist es, die rechtmäßigen Besitzer zu finden. Denn es gibt deutliche Hinweise darauf, dass es sich um Raubkunst handelt, genauer um Werke, die die Nazis verfolgten jüdischen Besitzern gestohlen haben. „Gehört das Ihnen?“ lautet der Name der ganzen Aktion.

2025-09-04
BR24 Kultur
Argentinien: Ertappte Erben geben NS-Raubkunst-Gemälde zurück
Rund 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat ein Ehepaar in Argentinien ein mutmaßlich während der Nazi-Herrschaft in den Niederlanden gestohlenes Gemälde zurückgegeben. Nach tagelanger Fahndung und mehreren Hausdurchsuchungen übergab der Anwalt der Familie das Werk "Porträt einer Dame" des italienischen Künstlers Giuseppe Ghislandi den Behörden in Mar del Plata in der Provinz Buenos Aires, wie die örtliche Staatsanwaltschaft mitteilte. Das Bild aus dem 18. Jahrhundert war Medienberichten zufolge während der deutschen Besatzung der Niederlande von den Nationalsozialisten aus der Sammlung des jüdischen Galeristen Jacques Goudstikker geraubt worden. Friedrich Kadgien, SS-Offizier, rechte Hand von Reichswirtschaftsminister Hermann Göring und einer der wichtigsten Finanzexperten der Nationalsozialisten, brachte das Gemälde demnach nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bei seiner Flucht aus Europa mit nach Argentinien. eine Tochter Patricia Kadgien und ihr Ehemann übergaben das Bild nun den Behörden. Die Ermittler waren auf die Spur des Gemäldes gekommen, weil die Verdächtigen eine Immobilienanzeige geschaltet hatten, in der das Bild zu sehen war. Dort hing das Gemälde über dem Sofa im Wohnzimmer einer Villa, die Patricia Kadgien und ihre Schwester verkaufen wollten. Als die argentinische Polizei das Kunstwerk daraufhin suchte, war sie zunächst nicht fündig geworden, anstelle des Gemäldes hing dort plötzlich ein Teppich. Gegen die Töchter wird nun ermittelt.

2025-09-04
DW
NS-Raubkunst: Wem gehört dieses Bild von Modersohn-Becker?
"Junges Mädchen” ist das Porträt eines unbekannten Mädchens, gemalt um 1901 von Paula Modersohn-Becker. Es ist das Werk einer Künstlerin, die zu den bedeutendsten Vertreterinnen des frühen Expressionismus gezählt wird. Während mehrerer Studienaufenthalte in Paris setzte sie sich intensiv mit der französischen Avantgarde auseinander, darunter Paul Cézanne, Paul Gauguin und Vincent van Gogh.
Daraus entwickelte Modersohn-Becker eine eigenständige Bildsprache, die sich deutlich von der romantischen Landschaftsmalerei ihrer Kollegen unterschied, mit denen sie in Worpswede in einer Künstlerkolonie lebte. Modersohn-Becker (1876 bis 1907) gilt als Pionierin der Moderne in Deutschland.
Seit 67 Jahren ist "Junges Mädchen" im Besitz der Stadt Hamburg und Teil der Sammlung der Hamburger Kunsthalle. "Das Bild ist 1958 ins Haus gekommen. Als Geschenk. Und es ist ein zu beforschendes, schwarzes Loch", sagte Kunsthallen-Direktor Alexander Klar dem Norddeutschen Rundfunk (NDR).
Schenkende war damals, so ist es in der digitalen Sammlung der Kunsthalle nachzulesen, Elsa Doebbeke. Sie war Witwe des NSDAP-Mitglieds und Kunstsammlers Conrad Doebbeke, der während der NS-Herrschaft viele Gemälde, vor allem von jüdischen Besitzern, günstig erworben haben soll.
Im Dezember 2020 dann meldeten die Erben des jüdischen Kaufmanns Robert Graetz ein offizielles Restitutionsbegehren an. Graetz war ein Berliner Kunstliebhaber und -sammler, den die Nazis 1942 nach Warschau deportierten; er wurde im Dezember 1945 für tot erklärt. Lange kam wenig Bewegung in die Sache, die Kunsthalle forschte nach eigenen Angaben weiter nach der Herkunft des Werkes und auch die Familie Graetz hatte ein Forschungsprojekt in Auftrag gegeben.

2025-09-04
The Art Newspaper
Why New York can be a risky place for dealers and museums to hold art
The Manhattan District Attorney’s (DA) office has for many years been seizing antiquities from dealers, collectors and even museums. Since 2017, around 6,000 objects have been seized and most of these have now been repatriated to countries of origin like India, Mexico, China and Greece.
In April, the DA received a very favourable ruling from the state’s supreme court allowing the seizure of the Egon Schiele drawing, Russian War Prisoner (1916), at the Art Institute of Chicago. The museum is now appealing that decision.
The sustained actions of the DA’s office deserve further scrutiny, as they can have a major impact on the trade and movement of art through New York—and even beyond, as the Schiele case shows us.
One impact is on the legal rights of possessors. The DA’s view (now accepted by the court) is that if a work of art was once stolen it remains stolen today, no matter who the possessor may be. The office has been able to seize antiquities, some of which left their countries of origin decades ago, on the allegation that they constitute “stolen” property. Any title acquired by a dealer, collector or museum in an intermediary jurisdiction (like Switzerland or England) is disregarded.

2025-09-02
BR24 Kultur
Bayern gibt vier Raubkunst-Werke an rechtmäßige Besitzer zurück
Vier NS-Raubkunst-Werke gibt der Freistaat nun an seine rechtmäßigen Besitzer zurück: Dabei handelt es sich um Gemälde aus dem Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Diese wurden zwei jüdischen Familien vor dem Zweiten Weltkrieg durch die Nationalsozialisten entwendet. Drei der vier Kunstwerke werden am heutigen Dienstag den Nachfahren übergeben.
Zwei der Gemälde - "Lot und seine Töchter" sowie "Abraham bewirtet die drei Engel" von Franz Sigrist dem Älteren - sollen demnach an die Erben der ehemaligen Münchner Kunsthandlung Brüder Lion zurückgegeben werden, die 1936 unter den Nationalsozialisten zwangsweise schließen musste.
Die Nachfahren des verfolgten jüdischen Direktors der Commerz- und Disconto-Bank Hannover, Ernst Magnus, sollen das Bild "Hl. Anna Selbdritt" von einem Schüler von Lucas Cranach dem Älteren bekommen, das Magnus verkauft hatte, um die Flucht seiner Familie zu finanzieren.
Das vierte Gemälde "Am Wirtshaustisch" von Ernst Karl Georg Zimmermann soll ebenfalls den rechtmäßigen Erben übergeben werden. Wer diese sind, ist nach Angaben der Staatsgemäldesammlungen aber noch nicht ganz klar.

2025-08-26
The Guardian
Old master painting looted by Nazis spotted in Argentinian property listing
More than 80 years after it was looted by the Nazis from a Jewish art dealer in Amsterdam, a portrait by an Italian master has been spotted on the website of an estate agent advertising a house for sale in Argentina.
A photo shows the painting, Portrait of a Lady (Contessa Colleoni) by the late-baroque portraitist Giuseppe Ghislandi, also known as Fra’ Galgario, hanging above a sofa in the living room of the property, in a seaside town near Buenos Aires.
The Dutch newspaper AD said it had traced the work, which features in a database of lost art and is listed by the Dutch culture ministry as “unreturned” after the second world war, after a long investigation – and with the unwitting help of the estate agent.
Portrait of a Lady belonged to Jacques Goudstikker, a leading Dutch art dealer who fled the Netherlands in mid-May 1940 to escape the invading Nazis but died after falling in the hold of the vessel carrying him to safety and breaking his neck.
Within weeks, Goudstikker’s entire collection of more than 1,100 artworks, including numerous paintings catalogued as old masters, had been bought up, in a forced sale and for a small fraction of its true value, by Reichsmarschall Hermann Göring.

2025-07-29
Der Spiegel
Bund gibt Gemälde an Erben von jüdischer Fabrikantin zurück
Mehr als 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat der Bund ein Ölgemälde des Malers Ferdinand Georg Waldmüller an die Nachfahren der jüdischen Unternehmerin Grete Klein aus Wien zurückgegeben. Das Bild »Hansl’s erste Ausfahrt (Heimkehrende Kinder)« gilt als NS-Raubkunst, wie Kulturstaatsminister Wolfram Weimer mitteilte.
Grete Klein hatte nach Weimers Angaben nach dem sogenannten Anschluss Österreichs 1938 unter Zwang ihre Babyschuhfabrik in Wien verkaufen müssen; Schmuck und Silber musste die Familie unter Wert abgeben. Als den Kleins 1939 die Flucht nach Palästina gelang, verleibte sich der NS-Staat ihr zurückgelassenes Vermögen ein, darunter ihre Villa mit diversen Kunstschätzen.
Das Waldmüller-Bild soll nach Erkenntnissen von Provenienzforschern für Adolf Hitlers »Sonderauftrag Linz« vorgesehen gewesen sein. Dabei handelte es sich um ein von Hitler geplantes Museumsprojekt, für das mithilfe der antisemitischen Verfolgungspolitik Kunstwerke zusammengetragen wurden.

2025-07-06
FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
Anerkennung für das Unrecht an Familie Stahl bleibt aus
Der Streit um den Tänzerinnen-Brunnen des Bildhauers Georg Kolbe aus dem Jahr 1922 geht weiter. Das Werk, das im Garten des Berliner Georg Kolbe Museums steht, hat sich vor einem Jahr als NS-Raubkunst herausgestellt.
Das große Wasserspiel gehörte ursprünglich Heinrich und Jenny Stahl, die 1942 von den Nationalsozialisten vollständig enteignet und entrechtet wurden. Heinrich Stahl war der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Mit seiner Frau wurde er ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo er die Haft nicht überlebte.
Der Museumsdirektorin Kathleen Reinhardt wird nun vorgeworfen, dass sie der historischen Verantwortung im Umgang mit dem antisemitischen Verbrechen nicht gerecht werde, da sie den Begriff „NS-Raubkunst“ öffentlich bisher vermieden habe und somit das Unrecht verharmlose.
